Dichte (spezifisches Gewicht)

Die Bestimmung der Dichte des Urins dient der Erfassung der Konzentrations- und Verdünnungsfähigkeit der Niere, welche für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeits- und Elektrolytgleichgewichts (Homöostase) entscheidend ist. Es wiederspiegelt die Menge gelöster Teile im Urin, d.h. das Verhältnis der gelösten Teile im Bezug auf das Volumen der Probe. Es ist Temperatur-abhängig und sollte darum bei 20°C gemessen werden. Die für das spezifische Gewicht verwendete Einheit ist g/mL; die SI-Einheit ist kg/m3.

Als Screeningmethode und Routinemessung ist die Teststreifenmethode praktisch und einfach durchzuführen. Damit erhält man eine grobe Schätzung der Urinkonzentration. Es wurden jedoch deutliche Differenzen bei der Treffsicherheit dieser Methode beobachtet.

Der Test erfasst die Ionenkonzentration des Urins und korreliert gut mit der Refraktometer-Methode. Er beruht auf der Freisetzung von Protonen durch einen Komplexbildner in Anwesenheit von Kationen. Dies bewirkt einen Farbumschlag des Indikators Bromthymolblau von blau nach blaugrün bis gelb.

Teststreifen: Links Vergleichsskala, rechts ein Ausfall von 1.020.

Fehlerquellen

Bei Eiweiss-Werten von 100-500 mg/dL werden tendenziell erhöhte Resultate abgelesen. Dasselbe trifft auf ketoazidotischen Urin zu.
Eine Erhöhung der Dichte durch Glucose-Konzentration > 56 mmol/L (>1000mg/dL) wird vom Teststreifen nicht erfasst. Bei pH-Werten von 7 oder höher ist das Testergebnis um 0.005 zu erhöhen.

Normbereich: 1.003-1.030 g/mL (eventuell höher).

Werte der Dichte:

  • Eusthenurie: 1.010-1.030 g/mL.
    Dies entspricht dem normalen Konzentrationsbereich. Morgenurin gesunder Individuen hat eine Dichte von 1.020 g/mL (mehr nach Füssigkeitsrestriktion während der Nacht).
  • Hyposthenurie : < 1.010 g/mL
  • Hypersthenurie: > 1.030 g/mL
  • Isosthenurie: Der Urin hat konstant eine Dichte von 1.010 g/mL, unabhängig vom Urinvolumen. Die Niere hat infolge einer schweren Schädigung ihre Konzentrations- bzw. Verdünnungsfähigkeit verloren .

Die Messung des spezifischen Gewichts erlaubt auch, die Flüssigkeitsaufnahme eines Patienten (z.B. Flüssigkeitsaufnahme bei der Therapie von Nierensteinen) abzuschätzen oder herauszufinden, ob der Urin künstlich verdünnt oder gefälscht wurde, um die Einnahme von Drogen oder Medikamenten zu kaschieren.

Parallel dazu sollte deshalb auch Creatinin gemessen werden!

Klinische Bedeutung

Vermindertes spezifisches Gewicht

  • Diabetes insipidus centralis oder renalis: Ein Mangel an antidiuretischem Hormon (ADH) oder ein Defekt des ADH-Rezeptors vermindert die Wasserdurchlässigkeit im distalen Tubulus und im Sammelrohr. Grosse Mengen von Urin mit einem spezifischen Gewicht von 1.001 bis 1.003 g/mL werden ausgeschieden.
  • Nierenparenchymerkrankungen, bei denen die Tubuli besonders geschädigt werden wie Pyelonephritis, polyzystische Niere und Hydronephrose.
  • Schwerer Kaliummangel
  • Hyperkalziämie verschiedener Genese

Erhöhtes spezifisches Gewicht

  • Massiver Wasserverlust (Schwitzen, Fieber, Erbrechen, Durchfall)
  • Nebenniereninsuffizienz
  • Lebererkrankungen
  • Herzinsuffizienz

Siehe auch Kapitel "Physikalische Untersuchung".