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Eiweiss bzw. Protein

Proteinurie bezeichnet die Ausscheidung verschiedener Eiweisse im Urin.
Das Gesamturinprotein ist eine Mischung von hoch- und niedermolekularen Eiweissen (siehe untenstehende Tabelle). Bei der glomerulären Filtration werden Eiweisse mit steigendem Molekulargewicht zunehmend zurüchgehalten. Die Schwelle liegt bei rund 60 kD. Niedermolekulare Eiweisse (< 40 kD) können die glomeruläre Membran passieren. Die Passage von Eiweissen (z.B. Albumin) ist nicht nur von ihrem Molekulargewicht abhängig, sondern auch von ihrer Ladung. 99% der niedermolekularen Eiweisse werden rückresorbiert und von den proximalen Tubuluszellen abgebaut.

Teststreifen: Links Vergleichsskala, rechts ein negativer und ein positiver Ausfall. Letzterer entspricht einer Proteinurie von rund 100 mg/dl.

Die Proteinurie bei gesunden Erwachsenen beträgt zwischen 50-150 mg/d. Dies entspricht der physiologischen Eiweisskonzentration im Urin von 0.1 g/L. Die Eiweissausscheidung im Urin schwankt im Tagesverlauf mit einem Maximum am Nachmittag und einem Mninimum am frühen Morgen (siehe auch unten stehende Abbildung).

Tagesverlauf der Proteinausscheidung im Urin
Urin- und Serumeiweisse gesunder Erwachsener
Protein Relative Molekularmasse (kD) Normbereich im Serum (mg/L) Normbereich im Urin (mg/L)
α2-Macroglobulin 250 M 1200-2700
F 1400-3200
< 10
< 10
Immunglobulin G 150 8000-17000 < 10
Transferrin 79.5 2300-4300 < 2.5
Albumin 67 37000-53000 < 20
α1-Antitrypsin 54 1400-3200 < 3.5
a1-saures Glycoprotein 41 400-1300 < 10
α1-Microglobulin 30-33 25-100 < 12
Retinol-bindendes Protein 21 30-60 < 0.5
Lysozym 14 < 6 < 0.3
Cystatin C 13.3 0.63 - 1.33
(Kinder u. Erwachsene bis 50) 0.75 - 1.55 (Erwachsene über 50)
β2-Microglobulin 13 1-3 < 0.3

Klinische Bedeutung

Eine anhaltend erhöhte Proteinurie ist in der Regel durch Nierenerkrankungen bedingt, während eine transitorisch erhöhte Proteinurie entweder physiologisch oder pathologisch bedingt ist. In Kombination mit der mikroskopischen Untersuchung des Urinsediments ist der Nachweis von Eiweissen entscheidend für die Diagnose von Nierenerkrankungen.

Prärenale Proteinurie
Erhöhte Blutspiegel von niedermolekularen Eiweissen führen zu einer erhöhten Filtration und Ausscheidung im Urin, da die Rückresorptionskapazität der Tubuluszellen überstiegen wird. Dieser Zustand liegt bei orthostatischer, d.h. bei von der Körperlage abhängiger Proteinurie oder bei körperlicher Anstrengung vor. Er ist normalerweise transitorisch und meist bei jungen Erwachsenen zu finden.
Eine nicht primär renal bedingte Proteinurie kann bei Myokardinfarkt, Fieber, Läsionen das Nervensystems (z.B. Schlaganfall), emotionalem Stress, intravasaler Hämolyse (Hämoglobinurie), Skelettmuskelschädigung (Myoglobinurie) und Leichtkettenausscheidung (Bence-Jones-Proteinurie) auftreten.

Renale Proteinurie
Eine renale Proteinurie ist meist glomerulär bedingt und persistierend. Die Konzentration im Urin übersteigt 0.25 g/L. Man findet sie bei Glomerulonephritis oft in Kombination mit einer Mikrohämaturie. Eine Ausscheidung von 3 g/L und mehr spricht für das Vorliegen eines nephrotischen Syndroms.
Bei Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung wie Diabetes mellitus oder Lupus erythematodes ist eine Proteinurie vorhanden; ebenso bei nephrotoxischen Medikamenten (Aminoglycoside, Zytostatika etc.). Bei einer diabetisch bedingten Nierenfunktionseinschränkung muss eine Proteinurie vorhanden sein. Falls eine Proteinurie fehlt, hat die Nierenfunktionseinschränkung eine andere Ursache.

Postrenale Proteinurie
Eine postrenale Proteinurie kommt bei entzündlichen Erkrankungen wie Zystitis und Prostatitis vor oder bei Blutungen in den ableitenden Harnwegen.

Empfindlichkeitsgrenze 0.3g/L

Spezifizität

Der Teststreifen reagiert besonders empfindlich auf Albumin, welches ein Molekulargerwicht von ca. 66 kD hat und bei Nephropathien ausgeschieden wird. Die Reaktion auf der Farbvergleichsskala korreliert gut mit der Albuminkonzentration im Urin. Andere Eiweisse (z.B. Immunglobuline, Bence-Jones Protein, Mucoproteine) werden weniger wirksam nachgewiesen (dies ist ein Grund, wieso sich der Teststreifen nicht zum Screening auf Multiple Myelome eignet).

Albuminurie - Erwachsene
mg/L mg/24h mg/g Creatinin g/mol Creatinin
Normal < 20 < 30 < 20 < 2.26
Mikroalbuminurie 20-200 30-300 20-200 2.26-33.9
Albuminurie > 200 > 300 > 200 > 33.9
Proteinurie > 300 > 450
Albuminurie - Kinder (3-5 Jahre)
Normal < 20 < 30 < 3.39